Zum Inhalt springen

Auswahl der Sprachversion
Bildleiste LVR-Gerricus-Schule

Empowerment

In zahlreichen Seminaren an Schulen für Hörgeschädigte (...) war insbesondere der defensive Umgang der Schüler mit der eigenen Hörschädigung auffällig. Hierzu zählen das Vermeiden der Benutzung von Technik, wie zum Beispiel Übertragungsanlagen, und die Ablehnung, das Hörgerät zu tragen. Auffällig ist oft das Verhalten Hörgeschädigter im Kontakt mit normal hörenden Gesprächspartnern. Die Hörgeschädigten weisen selten auf ihre Hörschädigung hin und bringen somit auch keine Kommunikationstaktik in Anwendung.

Dr. dipl. psych. Oliver Rien (selbst hörgeschädigt)

Was bedeutet "Empowerment"?

Den Begriff „Empowerment“ kann man als Sammelbegriff für alle Arbeitsansätze in der psychosozialen und pädagogischen Arbeit bezeichnen, welche die Menschen zur Entdeckung ihrer eigenen Stärken ermutigen und ihnen Hilfestellungen bei der Aneignung von Selbstbestimmung und Lebensautonomie vermitteln sollen. Den Begriff Empowerment kann man übersetzen mit „Selbstbefähigung“ oder „Selbstbemächtigung“ („to empower“: „jemanden ermächtigen“ oder „befähigen“).

Ausgangspunkt der Empowerment-Arbeit ist die Abkehr vom defizitären Blick auf die Menschen und der Verzicht auf pädagogische Zuschreibungen von Hilfebedürftigkeit. Dem entgegengesetzt wird der Blick auf die individuellen Stärken eines Menschen und das Vertrauen in die Fähigkeit sein Leben „selbst in die Hand zu nehmen“ und ihm dadurch persönliches Wachstum zu ermöglichen. Das bedeutet auch die Selbstverantwortung des Individuums zu achten und ihm Respekt auch vor eigenen Wegen entgegenzubringen.

Nach oben

audiovideo test

Was hat das mit Hörschädigung zu tun?

Für unsere Schule bedeutet das, unsere Schülerinnen und Schüler, die schwerhörig, gehörlos und zum Teil darüber hinaus körperlich beeinträchtigt sind, zu ermächtigen, offen mit ihrer Beeinträchtigung umzugehen.
Sie sollen „ermächtigt und befähigt“ werden, selbstbewusst ihre Hörschädigung und weitere zusätzlichen Handicaps anzunehmen und sich von diesen in ihrer Persönlichkeit nicht einzuschränken zu lassen.

Es geht um den selbstbewussten Umgang, um die Bewusstmachung von Stärke, Energie und Kompetenz.
Weiterhin geht es in Übereinstimmung mit diesen Grundannahmen um den gezielt angestrebten Gewinn von Handlungsfähigkeit. In einem ersten Schritt geht es darum, die eigene Situation erkennen zu lernen,anzunehmen und zu durchschauen.
In einem nächsten Schritt geht es um die Entwicklung von Fähigkeiten, Kompetenzen und Potenziale, die eigene Situation selbst in die Hand zu nehmen und gemäß eigener Vorstellungen und Wünsche aktiv zu gestalten.

Unser Ziel als Förderschule ist es somit, die Entwicklung einer eigenen, stärkebezogenen Identität aller unserer Schülerinnen und Schüler zu fördern.

Nach oben

Unser Empowerment-Konzept

Ausgangspunkt für unsere Empowerment-Arbeit an der Gerricus-Schule war eine schulinterne Lehrerfortbildung mit Dr. Oliver Rien zum Thema „Empowerment für hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler“, welche im Februar 2011 stattfand.
Im Februar 2012 fand dann eine Projektwoche für alle Schülerinnen und Schüler statt. Es wurden 3 Themenschwerpunkte festgelegt, zu denen jeweils in mehreren Workshops mit allen Schülerinnen und Schülern gearbeitet wurde.
Diese Schwerpunkte waren:

  • Hörschädigung
  • Kommunikation
  • Identität

Als Ergebnis der schulinternen Evaluation dieser Projektwoche wurde beschlossen, die Empowerment-Arbeit fortzuführen undklassenintern oder klassenübergreifend an einem oder mehreren der oben genannten Schwerpunkten mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten.

In den Stufenkonferenzen werden nun in jedem Schuljahr die erfolgten Projekte oder Unterrichtsreihen zum Thema Empowerment vorgestellt und evaluiert.

Im Schuljahr 2015/16 hat sich eine Arbeitsgruppe „Empowerment“ konstituiert. Ziel dieser Gruppe ist es, alle Inhalte zum Thema Empowerment innerhalb eines Portfolios zusammenzufassen, aufeinander abzustimmen und Materialien zu den jeweiligen Themen aufzulisten, wobei alle Arbeitsbereiche der Schule von Frühförderung bis Klasse 10 und dem Gemeinsamen Lernen erfasst werden sollen. Die Inhalte werden auch hier den oben genannten drei Schwerpunkten Hörschädigung, Kommunikation und Identität zugeordnet.

Nach oben

Beispiele für Themeninhalte

Nach oben